INFORMATIONEN ZU ZWANGSERKRANKUNGEN

 

Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über deinem Haupt fliegen, kannst du nicht ändern. Aber dass sie Nester in deinem Haar bauen, das kannst du verhindern.

(Aus China)

 

Einleitung

Jeder Mensch hat Gewohnheiten und Rituale; sie sind Bestandteil unseres Lebens und erleichtern uns den Tagesablauf des Alltags.
Manches erledigen wir immer in derselben Reihenfolge, oder wir hüten uns vor bestimmten Situationen (unsaubere Wohnung) oder Zahlen (13), oder wir kontrollieren mehrmals, ob wir die Haustür abgeschlossen haben, wenn wir auf Urlaub fahren.
Zwangsstörungen hingegen sind davon deutlich zu unterscheiden, da diese für Betroffene und auch deren Angehörige eine enorme Belastung darstellen.

Symptomatik

Eine Zwangserkrankung wird dadurch charakterisiert, dass es sich um eine extreme Steigerung dieser Handlungen handelt.
Die Betroffenen wenden in der Regel viel Zeit auf, diese Rituale durchzuführen und stehen vielfach unter großem Leidensdruck, der auch von körperlichen Beschwerden begleitet werden kann.
Ebenso zeigen sich vielfach (negative) Einflüsse auf Beruf und Freizeitverhalten.
Grob können Zwangshandlungen und Zwangsgedanken (Gedanken, Bilder oder Impulse) unterschieden werden. Die einzelnen Formen treten zumeist in Kombination auf.
Am häufigsten sind Kontrollzwänge (Kontrollieren, ob abgesperrt ist, ob der Schalter oder Wasserhahn abgedreht ist) und Wasch- bzw. Putzzwänge.
Weiters existieren zwanghaftes Nachfragen, Ordnungszwänge, Zählzwänge und Sammel- oder Hortzwänge.

Alter/Häufigkeit

Aktuelle Zahlen weisen auf eine Häufigkeit von Zwangsstörungen von rund ein bis vier Prozent hin.
Männer und Frauen sind ungefähr gleich betroffen.
Zwangsstörungen weisen im Schnitt einen Beginn um das 20. Lebensjahr auf.
85% der Pattenten zeigen voll ausgeprägte Symptome vor dem 35. Lebensjahr.

Psychotherapie - Verhaltenstherapie bei Zwangserkrankungen

Bei Zwangsstörungen ist vor allem die Stabilität der Störung auffällig. Die Zahl der Betroffenen, bei denen eine Symptomlinderung ohne Therapie auftritt ist verschwindend gering.
Die Verhaltenstherapie gilt heute bei Zwangserkrankung, oft in Kombination mit medikamentöser Behandlung, als die Therapie der Wahl (Symptomreduktion, als auch hinsichtlich der Therapie der Ursachen und der (Rückfall-) Risikofaktoren).
Die Besserungsquote liegt nach heutigem Stand bei 70 bis 80 Prozent nach einer Verhaltenstherapie, langfristig ist mit einer Besserung von etwas mehr als 50 Prozent auszugehen.
Einen wesentlichen Anteil des Erfolgs scheint die Veränderungsmotivation des Patienten auszumachen.

Zu Beginn jeder verantwortungsvoll durchgeführten Verhaltenstherapie steht eine genaue Analyse der Bedingungen, die für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Zwangsstörung in betracht gezogen werden können.

Folgende weitere Aspekte sind in der Psychotherapie bei Zwangsstörungen von großer Bedeutung:

Gemeinsam wird im Verlauf der Psychotherapie eine Entscheidung für eine vorrangige Ursachentherapie oder eine Symptomtherapie getroffen. Eine Ursachentherapie würde eine Bearbeitung der ursächlichen Problembereiche (wie z.B. soziale Ängste, traumatische Erlebnisse) bedeuten.
Bei einer Symptomtherapie liegt der Schwerpunkt in der Konfrontation („Exposition") mit jenen Situationen, Gegenständen und auch Gedanken, die Zwangshandlungen und/oder Zwangsgedanken auslösen.