INFOS ZU ADHS IM ERWACHSENENALTER

 

Wer langsam schlendert, sieht am meisten von der Landschaft.

(Aus England)

 

Die Aufmerksamkeitsdefizit-(Hyperaktivitäts-)störung (ADHS) wird heute als eine der häufigsten psychischen Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters angesehen.

Früher war man der Meinung, dass sich die Erkrankung im Jugendalter „ausheilt" und somit im Erwachsenenalter nicht mehr besteht. Heute ist jedoch wissenschaftlich belegt, dass ADHS-Symptome bei einem Großteil der Betroffenen auch im Erwachsenenalter weiter bestehen und immer noch eine große Beeinträchtigung darstellen.

Hinzu kommt, dass bei der Mehrzahl (ca. 80 bis 90 Prozent) der Betroffenen zusätzliche Erkrankungen neben der ADHS vorliegen (Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Suchterkrankungen und vor allem affektive Störungen - Untersuchungen schwanken diesbezüglich zwischen 9-42 Prozent), und diese Zusatzerkrankungen die Diagnostik und Therapie der ADHS im Erwachsenenalter oft erschweren.

Das Hauptproblem liegt jedoch nach wie vor darin, dass die meisten Betroffenen weder ausreichend diagnostiziert noch dementsprechend ausreichend behandelt werden.

 

Auftreten und Verlauf

ADHS tritt im Kindesalter mit einer Häufigkeit von fünf bis zehn Prozent auf und ist somit eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen.

Die ADHS-Kernsymptome sind Aufmerksamkeitsprobleme, Hyperaktivität und gesteigerte Impulsivität. Diese Symptome begleiten die Betroffenen lebenslang. Die Untersuchungsergebnisse schwanken sehr stark, im Durchschnitt kann man jedoch sagen, dass die Prävalenz von ADHS im Erwachsenenalter bei ca. 5 Prozent liegt.

„Übersehen" wird ADHS im Erwachsenenalter oftmals deswegen, weil es nach der Pubertät häufig zu einer Veränderung der Symptomatik kommt. Erwachsene Betroffene leiden zumeist zwar weiterhin am Aufmerksamkeitsdefizit, die hyperaktiven und impulsiven Symptome reduzieren sich manchmal deutlich. Außerdem entwickeln manche Patienten im Laufe ihres Lebens gute Kompensationsstrategien, sodass die typischen Krankheitssymptome wie Hyperaktivität oder Impulsivität im beruflichen und sozialen Umfeld weniger deutliche Einschränkungen zur Folge haben.

 

Folgen von ADHS

Die Symptome der ADHS gehen sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter zumeist mit massiven schulischen, beruflichen, familiären und sozialen Beeinträchtigungen und Erschwernissen einher.

So führen die mangelnde Konzentrations- und Leistungsfähigkeit in Ausbildung und Beruf sowie die Beeinträchtigung in der sozialen Interaktion häufig zu einem erheblichen Leidensdruck bei den Betroffenen und zu starken Belastungen beim sozialen Umfeld. Als Folgen findet sich nicht selten z.B. „Selbstmedikation" in Form von Substanzmissbrauch,

Heute wird angenommen, dass die im Vergleich zur Normalbevölkerung deutlich erhöhten zusätzlich auftretenden (psychischen) Erkrankungen (Depression bis über 40 %, Drogenmissbrauch ca. 4 %, Alkoholmissbrauch ca. 6 %, Generalisierte Angststörung 8 %, Belastungsstörung ca. 12 %, Panikstörung ca. 9 %, Agoraphobie ca. 4 %, Sozialphobie ca. 30 %, Zwangsstörung ca. 3 %) oft als Folge einer (meist unbehandelten) ADHS entstehen.

 

Diagnostik

Wie immer ist eine genaue psychologisch-diagnostische Abklärung und die Erfassung von Begleiterkrankungen entscheidend und kann entscheidende Hinweise für den weiteren Krankheitsverlauf liefern. Weiters kann die psychologische Diagnostik potenzielle Komplikationen abschätzten und gute Hinweise für die optimalen therapeutische Maßnahmen geben, wodurch die Therapieprognose nachhaltig verbessert werden kann.

 

Psychotherapie

Viele erwachsene ADHS-Betroffene empfinden bereits eine adäquate Diagnose und entsprechende Aufklärung hinsichtlich der Erkrankung als Entlastung und als Motivation für den nächsten Schritt in Richtung Therapie.

Die Therapie der ADHS im Erwachsenenalter besteht in der Regel aus multimodalen Interventionen (Verhaltenstherapie / Psychotherapie, Psychoedukation & begleitende medikamentöse Therapie bei FachärztInnen).

Die Begleiterkrankungen dürfen in der Therapie keinesfalls vernachlässigt werden, da ansonsten keine langfristig stabilen Behandlungserfolge zu erreichen sind.

Oftmals sind die Problemverhaltensweisen und die daraus resultierenden sozialen und beruflichen Schwierigkeiten bei erwachsenen ADHS-Betroffenen einer alleinigen medikamentösen Therapie nicht zugänglich. Daher müssen nicht medikamentöse Maßnahmen wie Psychoedukation und Verhaltenstherapie sollten in der Therapieplanung unbedingt berücksichtigt werden.

Die medikamentöse Therapie der ADHS bei Erwachsenen ist in Europa aufgrund der Zulassungssituation einzelner Präparate im EU-Raum noch sehr limitiert. Derzeit ist keine psychopharmakologische Substanz zur Behandlung der adulten ADHS in Europa zugelassen (die Ausnahme stellt Ritalin LA in Norwegen dar).

 

Für zusätzliche Fragen bezüglich Psychotherapieverlauf, Notwendigkeit einer Psychotherapie, Psychologischer Diagnostik, Rahmenbedingungen, etc. stehe ich Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung (Mag. Harald Hornich: 0676 380 40 64).