INFORMATIONEN ZU BINGE EATING STÖRUNG / BINGE EATING DISORDER (BED)
Abnehmen ist ganz einfach. Man darf nur Appetit auf Dinge bekommen, die man nicht mag.
(Jane Russel)
Erscheinungsbild
Die Binge Eating Störung ist eine Essstörung, welche durch wiederholte Episoden von Essanfällen (mindestens 1x/Woche für mindestens 3 Monate) gekennzeichnet ist. Bei den Essanfällen werden wesentlich größere Nahrungsmengen verspeist als die Menge, die die meisten Menschen in einem vergleichbaren Zeitraum essen würden. Ebenso symptomatisch ist, dass während des Essanfalls das Gefühl auftritt, die Kontrolle über das Essverhalten zu verlieren.
Zudem können auch folgende Symptome auftreten:
- schneller essen als normal,
- es wird bis zu einem unangenehmen Völlegefühl gegessen,
- Essen von großen Nahrungsmenden, auch wenn man sich körperlich nicht hungrig fühlt,
- alleine essen aus Scham über die Menge, die man isst,
- Ekelgefühl gegenüber sich selbst,
- Deprimiertheit oder große Schuldgefühle nach dem übermäßigen Essen.
Infolge der Essanfälle kommt es bei Betroffenen zu einem deutlichen Leidensdruck.
Häufigkeit
Hinsichtlich der Häufigkeit der Binge Eating Störung lässt sich sagen, dass 1,9% der Bevölkerung davon betroffen ist, wobei das Alter der Ersterkrankung bei ca. 23,3 Jahren liegt und das Verhältnis Frauen : Männern bei 3:2 liegt.
Auffallend in frühen Studien war, dass es im Verlauf der Erkrankung scheinbar wiederholt Fasen gibt, in denen die Ausprägung der Störung deutlich vermindert ist. Je nachdem welche Zeiträume die Studien umfassten, kamen die Verfasser dadurch zu dem Schluss, dass die Binge Eating Störung eine hohe Remissionsrate aufweist. Diese These der hohen Remissionsrate wird heute jedoch angezweifelt.
Entstehungsbedingungen
Aktuell wird wie bei den meisten psychischen Erkrankungen auch eine multifaktorielle Entstehung für die Binge Eating Störung angenommen.
Dabei spielen biologische & genetische (z.B. geringerer Serotoninspiegel, Übergewicht in Familie und Gewichtsprobleme der Betroffenen in der Kindheit oder Jugend), psychische (z.B. Selbstwert, Perfektionismus, Umgang mit Belastungen), umweltbezogene (z.B. Traumaerfahrungen in Kindheit oder Jugend) und soziale Faktoren (z.B. Vorstellung von Schönheitsidealen, Reaktionen der Umwelt auf Gewicht) wichtige Rollen.
Viele Betroffene berichten von kritischen Lebensereignissen oder Stressoren, die sie zurückblickend als Auslöser identifizieren (wie z.B. Veränderungen in der Familie, übermäßige Sorgen, stark verletzende kritische Äußerungen).
Behandlung und Therapie
Wie bei vielen psychischen Erkrankungen ist auch bei der Binge Eating Störung die Kognitive Verhaltenstherapie das Psychotherapieverfahren der ersten Wahl.
Um einen positiven Verlauf in der Behandlung zu erreichen, ist neben einer genauen anamnestischen und diagnostischen Erhebung vor allem das Aufbrechen von aufrechterhaltenden Treufelskreisen der Binge Eating Störung von wesentlicher Bedeutung.
Als Ziele, die im Mittelpunkt der Behandlung der Binge Eating Störung stehen, lassen sich der Aufbau eines normalgesunden Essverhaltens bzw. die Reduktion der Essstörungssymptomatik, die Arbeit an bestehenden Problemkonstellationen als auch die simultan auftretenden psychischen und körperlichen Probleme anführen.
Hier kommen zumeist unterschiedliche Module zum Einsatz. Darunter fallen z.B. die Arbeit an dysfunktionalen Gedanken, der Umgang mit (unangenehmen) Gefühlen, Selbstbeobachtungsverfahren des Essverhaltens, Interventionen zur Veränderung des Körperbildes, Problemlösetraining und Strategien zur Stressreduktion.
Hand in Hand sollten während der Psychotherapie regelmäßige medizinische Kontrolltermine stattfinden, welche zumeist von hausärztlicher Seite übernommen werden. Ebenso empfehlenswert ist die Inanspruchnahme von Ernährungsberatung.
Ob bei der Binge Eating Störung von einer pharmakologischer Unterstützung profitiert werden kann, lässt sich aktuell noch keine klare Aussage treffen.